Ernten für alle, alle fürs Ernten

Seit Wochen schon groß in den Nyabing News (lokales Printmedium, besteht aus den Nachrichten und Anzeigen der Shireverwaltung und sämtlicher Privatpersonen sowie Sportclubs, die ausgedruckt und zusammengetackert werden) angekündigt, gab es dann gestern das großangelegte Gemeindeernten. (Klingt auf Englisch irgendwie auch besser: Community Harvest) Das Ganze ist recht neu in Nyabing und besteht im Wesentlichen aus der gemeinnützigen Erzeugung von Ernteerträgen, deren Profit dann den Leuten im Ort zur gemeinsamen Nutzung zu Verfügung stehen, für Spielplätze etwa, oder die Sportclubs, oder, auch ganz oben auf der Prioritätenliste, der Erwerb des Pubs, um diesen a) aus Obys Einflussbereich herauszuholen und b) dafür zu sorgen, dass der Gemeinde ein Pub auch dauerhaft erhalten bleibt.

Stattfinden tut das auf Frenchys Farm, Teil des Firmengeländes von Wellard Rural Exports (was ich eigentlich nur erwähne, damit ihr dann nächstes Jahr wisst was das Wellard auf meiner „neuen“ Mütze bedeutet…), der nicht nur über 700 Hektar Land dafür bereitstellt, sondern auch das Saatgut und Dünger.

Weswegen er auch völlig zu Recht bei der Ernte entspannen darf. Warum Chad und Gary jedoch untätig in der Gegend rumstehen ist dagegen nicht bekannt. Faule Bande.

Weswegen er auch völlig zu Recht bei der Ernte entspannen darf.
Warum Chad und Gary jedoch untätig in der Gegend rumstehen ist dagegen nicht bekannt. Faule Bande.

Der „Rest“ – Säen, düngen, und eben ernten – ist Aufgabe der anwohnenden Farmer, die sowohl Maschinerie (inklusive Benzin, das ist nicht zu vernachlässigen bei einem Verbrauch von 500l am Tag) als auch Arbeitskraft einbringen. Und gestern war es dann soweit, die Ernte ging los. Die Meisten hatten ihre Maschinen schon Freitags raus gebracht, das dauert bei den maximal 30kmh, die die Dinger fahren, ja schließlich auch seine Zeit. Eigentlich war das Ernten für das ganze Wochenende angesetzt, da aber so viele mithalfen, war der ganze Zauber schon Samstag nachmittags um 16 Uhr vorbei. Der Fuhrpark war beeindruckend, 10 Harvester (und alle mitsingen: „Jaja,… Drescher“), dazu 21 Trucks, um die Ernte zur 25km entfernten CBH-Sammelstelle in Nyabing zu bringen, und irgendwo dazwischen bewegte sich die Zahl an Traktoren mit Chaser Bins (wobei es sich um Ladeanhänger handelt, mit denen man das Getreide von den Harvestern abholt um es zu den Trucks zu bringen, dafür gibts bestimmt auch nen deutschen Begriff). Der ganze Zirkus bewegte sich von einem Feld zum anderen, was dazu führte, dass zu jedem Zeitpunkt auf einem eigentlich recht begrenzten Bereich ein Haufen an Großmaschinerie eingesetzt wurde, was mich persönlich ja ein bisschen an Elefantenballett erinnerte – organisiert, wendig, aber eben auch tonnenschwer.

Suchbild. Nicht alle Maschinen abgebildet.

Suchbild. Nicht alle Maschinen abgebildet.

Ich durfte mit zwei der vier Harris Boys (die anderen zwei arbeiten außerhalb, die zwei in Nyabing arbeiten auf der Familienfarm) ein paar Runden auf der Chaser Bin und auch mal wieder auf dem Harvester verbringen. Die Beiden sind absolute Schätze und mir, wie sollte es anders sein, aus dem Pub bekannt.

Oben Jason auf der Chaser Bin, darunter Brad im Harvester; beide bildtechnisch unterbelichtet aber deutlich erkennbar dank ihrer strahlendweißen Zähne.

Oben Jason auf der Chaser Bin, darunter Brad im Harvester; beide bildtechnisch unterbelichtet aber deutlich erkennbar dank ihrer strahlendweißen Zähne.

In den Maschinen bekam man dann auch den regen Funkverkehr mit, insbesondere unterhaltsam als die ganze Truppe ihr Amüsement zum Besten gab, weil einer der Harvester es einen Hügel nicht heraufschaffte und folglich rückwärts rollte. Wir haben Spaß.

Belohnt wurden die ganzen Helfer dann nachmittags mit Bier – insgesamt wurden etwa $600 in Alkohol investiert, was sich jetzt zwar viel anhört, aber auch nur der Gegenwert von 5 Kästen Carlton Dry, 6 Kästen Emu Export und anderthalb Kästen anderem Kram ist. Das Ganze wurde im Pub in große Kühlboxen mit Eis gepackt und diese dann unter anderem mit Donald zum Ort des Geschehens gebracht. Dazu gab es dann noch einen Barbeque-Grill vollgepackt mit Lammrippchen, die sehr lecker waren und von denen ich auch drei erhaschte, bevor ich wieder in den Pub musste, weil dort die Luft brannte – wie sollte es auch anders sein, wenn ich mal einen freien Abend genießen will. (Damit hätten wir dann diese Woche an meinen „freien“ Tagen einmal den zweit- und einmal den vierthöchsten Umsatz meiner Nyabingpubzeit eingefahren.) Viele der Mithelfer von der Ernte trudelten auch dort ein und ließen im Pub den Tag ausklingen, irgendwann dann vor dem Pub. Lautstark.

Insgesamt wird der ganze Spaß etwa $100.000 einbringen, und das finde ich mehr als ordentlich – damit kann eine kleine Gemeinde wie Nyabing sich doch schon einiges leisten.

Und da ich weiß, dass man euch mit Bildern erfreuen kann, gibt es abschließend noch ein paar davon:

Füllstandkontrolle, oder: Einer geht noch...

Füllstandkontrolle, oder: Einer geht noch…

Auf Linie. Manchmal.

Auf Linie. Manchmal.

Viel zu viele Fliegen, überall

Viel zu viele Fliegen, überall.

DSC_2604

Noch mehr Fuhrpark.

DSC_2612

Macht trockene Farmerkehlen froh.

Trockene Farmerkehlen, nach getanem Tagwerk.

Trockene Farmerkehlen nach getanem Tagwerk.

Hach ja, wie schön.

Ein Kommentar zu “Ernten für alle, alle fürs Ernten

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